Rosa Luxemburg wurde nicht nur vor 100 Jahren durch eine fanatisch antikommunistische Koalition ermordet. Ihre Zweifel, ob bürgerliche Demokratie oder soziale Gerechtigkeit zusammenpassen
„Die politische Freiheit hat das Volk nicht vor sozialer Ungerechtigkeit bewahrt.“
sowie ihr Bekenntnis zu Aufrichtigkeit und Selbstkritik
„Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat.“
„Selbstkritik, rücksichtslose, grausame, bis auf den Grund der Dinge gehende Selbstkritik ist Lebensluft und Lebenslicht der proletarischen Bewegung.“
haben eine Idee verantwortlicher Freiheit hervorgebracht, die „immer Freiheit des anders Denkenden (ist)“
Wer Freiheit ohne soziale Emanzipation erträgt, will die Herrschaft der in Geld gemessenen Effizienz und des machtvollen Besitzes über den Andersseienden etablieren. Wer die Freiheit des Andersdenkenden durch Freiheit der Klasse ersetzt, will sie gar nicht. Für beide gilt in Bezug auf die Chancen, die sich 1789 (und eben nicht 1919) ergaben:
„Das öffentliche Leben der Staaten mit beschränkter Freiheit ist eben deshalb so dürftig, so armselig, so schematisch, so unfruchtbar, weil es sich durch Ausschließung der Demokratie die lebendigen Quellen allen geistigen Reichtums und Fortschritts absperrt.“
Freiheit und Gerechtigkeit werden immer noch als Freiheit zur Unterwerfung und als Gerechtigkeit nur für die „hart arbeitenden Menschen“ missbraucht. Doch beide gehören zusammen: Gerechtigkeit ist gleiche Freiheit für die anderen. Deshalb misst sich der Grad der Gerechtigkeit an Menschen, die sich nicht in Klassen, Nationalitäten oder Gemeinschaften vom Rest der Gesellschaft trennen lassen. Eine davon erwähnt Rosa Luxermburg:
„In jeder Gesellschaft ist der Grad der weiblichen Emanzipation (Freiheit) das natürliche Maß der allgemeinen Emanzipation. (Sie zitiert hier Fourier)“
Gerechtigkeit orientiert sich daher an der Gleicheit in der Ausübung allgemeiner Elemente der Persönlichkeitsentfaltung wie Konsum, Wohnen, Arbeiten, Altern, sexueller Betätigung, Kommunikation und kultureller Selbstbestimmung. (Zum Verhältnis von Freiheit und Gerechtigkeit vgl. Das Geld 3, Das Ideal der Gerechtigkeit S. 23-51)