Krönchen – das Virusmonster (22.04.2020)

Krönchen3 – das Virusmonster (Download mit Kinderbildern 18.05.2020)

Für meine Enkel

Vorwort für Erwachsene

Die folgende Geschichte soll Kindern zwischen 6 und 14 Jahren (und Erwachsene, die sich daran noch erinnern können) Verständnis vermitteln, wie wir mit dem Corona-Virus die nächsten Monate leben können. Er handelt nicht von einem Wundermittel, einer Impfung oder einem Krieg, auch nicht davon, wie man das einfach ignorieren kann. Sie lässt auch die Wirtschaft unberücksichtigt, weil sie nur ein Mittel für das gute Leben ist und ohne Gesundheit und Solidarität sich das nicht einstellt. Deshalb wird der Virus hier auch entteufelt. Mit Feindbildern lernen wir nicht mit der Natur zu leben und in ihr zu überleben. Mit dem Virus leben heißt unser soziales Verhalten so einzurichten, dass es der Virus schwer hat überzuspringen. Dazu gehören vor allem Schutzmasken, die auch Kinder tragen müssen, Abstand und Hygiene vor allem das Händewaschen und Geduld, dass der Körper selber Resistenzmittel entwickelt, wo er stark genug dazu ist. Wenn die Vorleserin und der Vorleser merken, dass sie die Fragen selber nicht beantworten können, dann biete ich mein Corona-Tagebuch auf diesem Blog an. Vieles was da steht, hat sich inzwischen durchgesetzt, so dass ich es empfehlen kann. Ich hätte gerne noch Kinderbilder wie das von Emilia zu den einzelnen Abschnitten. Für Fotos davon bin ich dankbar.

Die Geschichte mit Bildern als PDF-Download: Krönchen3

Inhalt

  1. Das Risikomonster. 3
  2. Monster lauern überall. 4
  3. Das Risikomonster heißt Virus. 4
  4. Das falsche Virusmonster. 4
  5. Das richtige Virusmonster. 5
  6. Opa weiß alles. 5
  7. Risiken sind gefährlich. 6
  8. Das Virusmonster macht krank. 7
  9. Das Virus steckt andere an. 7
  10. Was kann das Monster noch alles?. 8
  11. Das Virus ist winzig klein – null. 8
  12. Die Suche nach dem Virusmonster. 9
  13. Wie man ein Monster besiegt. 10
  14. Wie man ein Virenmonster findet 11
  15. Krönchen meldet sich. 12
  16. Krönchens Name. 12
  17. Wie die Viren entstanden. 13
  18. Der Kampf der Viren mit den Antikörpern. 14
  19. Fieber: der Mensch wehrt sich gegen uns. 14
  20. Wir Viren sind noch schlimmer als die Bakterien 15
  21. Von der Pest lernen. 16
  22. Wie die Pest-Bakterien weggeimpft wurden. 17
  23. Impfen gegen Krönchen?. 18
  24. Dann bleibt nur Abstand halten. 19
  25. Maske auf 20
  26. Hände waschen. 20
  27. Krönchens Abschiedsworte. 21

 

 

1.    Das Risikomonster

Falco und Elisa waren Geschwister im Alter von 6 und 8 Jahren. Beide gingen schon zur Schule, das Mädchen zur Grundschule, der Junge in die Vorschule bei der Kita. Doch eigentlich gingen sie doch nicht zur Schule, weil Schule und Kita geschlossen hatten und keine Kinder haben durften. Das war für Elisa und Falco an sich eine gute Idee. Man könnte ja mal ohne seine Familie mit den anderen Jungen aus dem Verein viel Fußball spielen oder aber mit Puppenwagen sich im Park verabreden, so wie in den Schulferien. Außerdem könnte man ja mal mit Opa einen Ausflug machen, mit ihm in der Einkaufspassage zur italienischen Eisdiele gehen und dort auf einem kleinen Hocker stehend sich zwei Kugeln auswählen, während es bei Mama doch immer nur eine gab. Weil es keine richtigen Ferien, sondern nur schulfreie Zeit war, wären auch keine Kinder wie so oft in den Ferien weggefahren – die von der Schule, die von der Kita, vom Sportverein und auch die aus der weiteren Familie.

Doch welche Enttäuschung. Papa und Mama erklärten den beiden, dass schulfrei nicht bedeutete, dass man keine Schulaufgaben machen müsse. Opa dürfe man auch nicht besuchen, der sei zu alt und deshalb ein Risiko. Auch die Freundinnen und Freunde seien ein Risiko. Man müsse sie meiden ebenso wie das Bus- und Bahnfahren, das Fußballspielen, das auf Bäume klettern. Zur größten Gemeinheit war sogar der Spielplatz zum Risiko erklärt worden. Rotweiße Plastikbänder von der Baustelle hatten sie über die schönen Geräte gespannt und als Elisa meinte, da könne man doch lustig darauf turnen und hoch kletterte, kam ein Polizist und wies sie weg. Der Spielplatz sei ein Risiko und man dürfe ihn daher nicht benutzen.

Das war noch längst nicht alles. Das Schwimmbad, wo man gerade das Tauchen geprobt hatte, war über Nacht zum Risiko geworden. Das Wasser musste ohne Kinder und Eltern auskommen und plätscherte lustlos und leise vor sich hin. Auch die Dauerkarte bei Hagenbeck funktionierte nicht mehr. Nicht dass die Tiere die Kinder nicht mehr sehen wollten. Nein der Tierpark war jetzt auch ein Risiko. Und dann kam noch die Mama nach Hause und erzählte, dass sogar die Schule, an der sie arbeitete, ein Risiko sei und deshalb geschlossen wurde, so dass sie nicht mehr arbeiten konnte. Damit sich Mama nicht richtig wohl fühlen konnte, denn Mama hat ja eigentlich nichts gegen Schulferien, sollte sie jetzt mit allen Eltern immerzu telefonieren, damit die ihre Kinder zu Hause mit Hausarbeiten drangsalieren sollten. Jetzt saßen sie morgens da und sollten solche Arbeiten auch noch anfertigen. Mama, die noch andere Kinder betreute, wollte nicht gestört werden. Das nervte bis in den späten Abend, weil manche Mütter zu viel Zeit hatten und deshalb einmal ausgiebig mit der Lehrerin quatschen wollten. Dann kam auch der Papa von der Arbeit zurück und erklärte, auch die Arbeitsstelle sei jetzt zum Risiko erklärt worden. Er solle zu Hause am Computer arbeiten. Weil es aber alles Risiko war, kauften auch immer weniger Leute in seiner Firma etwas ein, so dass sie dem Papa erklärte, dass sie ihn nicht mehr bezahlen könne, wenigstens vorübergehend nicht. Sonst säß die Firma selber ohne Geld da und könnte ihre Miete nicht bezahlen, was häufig dazu führt, dass man aus dem Geschäft ausziehen muss. „Jetzt wird auch noch das Geld knapp“ sagte der Papa. „Mit dem Urlaub wird es dieses Jahr wohl nichts.“ „Der wird wohl sowieso ausfallen“ erklärte Elisa, „weil Kathie mir gesagt hat, dass Urlaub auch ein Risiko ist, und gerade verboten wurde.“

2.    Monster lauern überall.

So saßen sie denn alle vier zu Hause. Falco und Elisa schlugen dauernd andere Leute vor, die man anrufen könnte. Sonst hatte man am Wochenende doch auch andere Kinder zu Besuch. Die Eltern konnten quatschen, die Kinder spielen und wenn alle jemanden anderes hatten, war es auch friedlicher. „Also ruf doch mal Kathi an“ sagte Elisa zu ihrer Mama, von der sie wusste, dass sie mit Kathis Mutter doch auch so gerne sprach. „Kathi ist ein Risiko“ klang es ärgerlich zurück „und deshalb kann sie nicht zu uns kommen.“ „Dann nehmen wir eben Opa“ sagte Falco. „Wir spielen mit ihm Mensch-Ärger-Dich-Nicht“ und er lässt mich gewinnen. „Opa ist doch auch ein Risiko, Du Dummkopf“ warf Elisa ein. „Bisher habt ihr ihn aber doch auch nett gefunden, auch wenn ich manchmal von der Kita lieber von Mama abgeholt worden wäre.“ „Er ist ja auch kein böser Mensch, sondern ebenso ein Risiko wie die S-Bahn.“ „Klar“ sagte Falco, „die kann ja auch umstürzen oder entgleisen“. „Nein nicht deswegen, sondern weil sie krank macht“ erwiderte Elisa. „Mich nicht, ich musste mich noch nie übergeben. Mich macht sie nicht krank und Opa auch nicht.

3.    Das Risikomonster heißt Virus

„Weißt Du was Elisa. Ich finde Risiko ganz schön dumm“ sagte Falco. „Wer hat das überhaupt erfunden?“ „Es ist einfach gekommen und hat sich überall breitgemacht,“ erwiderte Elisa. „Hast Du das letztes Jahr im Park gesehen. Da war ein Baum ganz von Spinnenweben überzogen. So stelle ich mir dieses Risiko vor. Die Schule ist überwebt, der Spielplatz hat so Bänder bekommen.“ „Aber Opa hat keine Spinnwebe über dem Kopf. Als er gestern unten auf dem Bürgersteig winkte und nicht mal hochkommen wollte, sah er wie immer aus“ wandte Falco ein. „Ich ruf mal Stefan aus der Kita an, der weiß doch immer alles.“ Also ließ sich Falco die Nummer von Stefan geben und der war auch wirklich zu Hause. „Stefan, Du weißt doch immer alles und arbeitest doch jetzt nicht, weil die Kita ein Risiko ist. Kannst Du mir erklären, was ihr da gemacht habt?“ „Wir?“ antwortete Stefan, wir haben gar nichts gemacht. Der Virus macht das alles. Ich habe aber keine Zeit. Du kannst ja später noch mal anrufen.“

4.    Das falsche Virusmonster

„Brauchst Du nicht“ sagte Elisa. „Das mit dem Virus weiß ich, weil Mama und Papa so viel darüber reden. Und ich weiß auch, wo der herkommt und alles zum Risiko macht. Er kommt aus dem Computer“ verkündete sie mit stolzer Miene. Ihr kleiner Bruder sah sie ehrfurchtsvoll an. Na ja, für irgendwas musste es ja nützlich gewesen sein, dass sie vor ihm die Kita verlassen hatte und in die Schule kam. „Also aus dem Computer kommt der Virus“ dachte er. Und wie ist er aus dem Computer auf die Kita übergesprungen und hat sie zum Risiko gemacht? Papa hatte nämlich neulich geschimpft, weil er sich, wie er sagte einen „sch… Virus eingefangen habe, der ihm fast die ganze Festplatte platt gemacht hätte, wo doch alle Urlaubsfotos der letzten Jahre drauf waren.“ Der Virus sei auf seinen Computer über eine E-Mail gesprungen, die als Absender Tante Lieschen hatte. Gott sei Dank hatte Papa gemerkt, dass da was nicht stimmte. Tante Lieschen hatte gar keinen Computer und sie hätte den Virus schon in einem Brief mit Marke schicken müssen. Doch was hatte das mit Schule zu tun? Elisa wurde nun doch unsicher und fragte ihren Vater.

„Ist das der Virus, der alle Kinder und sogar Spielplätze ansteckt?“ fragte Elisa Papa. Der lachte nur. „Nein, den nennt man nur so. Der ist kein richtiger Virus. Den haben böse Menschen nur so programmiert, dass er dir den Computer in die falsche Richtung lenkt. Wenn ihr wissen wollt, um welches Risiko es geht, müsst ihr Euch mit einem richtigen Virus beschäftigen, der es sogar schafft, Menschen zu töten. „Boooh“ so was Gefährliches ist der?“ „Na was glaubst Du, warum sie alles schließen, wo er auftauchen könnte.“ Versucht doch mal rauszubekommen, warum der Virus so ein bösartiges Risiko ist, dass alles geschlossen werden muss.

5.    Das richtige Virusmonster

„Ich weiß es, ich weiß es“ Falco stand auf seinen Zehenspitzen, reckte seine rechte Hand nach oben und schnipste mit den Fingern wie in der Vorschule. „Setzt Dich“ wir sind hier nicht in der Schule. „Papa sag ihm, er soll sich hinsetzen und ruhig sein. Wir müssen doch beide in Ruhe überlegen.“ „Aber wenn ich es doch schon weiß, warum soll ich dann noch überlegen“ fuhr Falco seine Schwester an. „Du willst ja nur nicht, dass ich schlauer bin als Du“. „Bist Du auch nicht, warte mal ab, was die Lehrerin zu Deiner Hausarbeit hier sagt. Ich finde das ist Krickel Krakel und in Deinem Kopf ist sowieso Krickel Krakel.“ Falco nahm sein Lineal und haute es Elisa auf den Kopf. „Jetzt haue ich Dir ein Risiko auf den Kopf, weil Du so gemein zu mir bist.“ Elisa lief heulend hinaus. „Mama, er hat mir ein Risiko auf den Kopf gehauen“. Mama musste lachen. „Nein mein Schatz, dass Dein Bruder Dich auf den Kopf haut war vor 5 Minuten noch ein Risiko, jetzt aber ist es keines mehr. Jetzt ist es eine Beule. Aber ihr sollt es ja selber herausfinden und wenn ihr es geschafft habt, schreibt ihr einen kleinen Bericht und den reichen wir dann in Deutsch ein, wo ihr ja ´über etwas schreiben sollt, das Euch sehr beschäftigt. Und das ist sicherlich auch der Virus. Euer Thema könnte dann heißen: „Ein Virus der zum Risiko geworden ist“ von Falco und Elisa Walters. „Ohne Falco, mit dem nicht.“ Jetzt fing der an zu heulen und dass er immer ausgeschlossen würde, wenn es um richtig wichtige Sachen ging und schließlich wollte er ja auch erklären, warum Opa jetzt ein Risiko sei.

„Also, wenn ihr jetzt mal jeder in seinem Zimmer nachdenkt und dann in einer halben Stunde mit dem Zettel kommt, wo das Wort Risiko draufsteht und ihr dazu ein paar Geschichten wisst, dann würde ich Euch eine halbe Stunde Fernsehen mit diesen dämlichen Kunstfiguren genehmigen. Also wollt ihr?“ Na klar wollten die Fernsehen aber Geschichten über Risiko, wo sollten die denn herkommen.

6.    Opa weiß alles

Also riefen sie Opa an. In der Schule und im Fernsehen hatten sie ja gehört, dass der arme Opa heulend zu Hause sitzt, weil er keine Enkel hat, die mit ihm spielen. Wahrscheinlich, so dachten Elisa und Falco kann der aber den ganzen Tag Fernsehgucken und Computer spielen. Das kann doch für den gar nicht schlimm sein. Arbeiten braucht der auch nicht mehr, weil er auch so bezahlt wird und überhaupt ist der bestimmt froh, dass er gar nichts mehr muss. Aber man kann es ja mal ausprobieren.

„Hallo Opa, was ist ein Risiko?“ „Waaas?“ schallte es aus dem Telefonhörer, den Elisa an ihr Ohr presste, damit niemand was mitbekäme. „Was hat Opa gesagt?“ schreit Falco und versucht seiner Schwester den Hörer wegzunehmen. Gleich ist wieder Kampf angesagt. Papa will nun auch wissen, was Opa gesagt hat. Elisa behauptet, es sei ihr Telefongespräch und Opa hätte gesagt, dass er mit Falco und Papa über Risiko gar nicht sprechen will. „Sie lügt, sie lügt“ Falco war wütend und wollte den Telefonhörer ins Aquarium schmeißen. Papa konnte das gerade noch verhindern und nahm den Hörer an sich. Er stellte das Gespräch auf laut und Elisa lief wütend ins Bad kam dann aber doch wieder, weil sie schließlich die wichtige Frage gestellt hatte. Jetzt musste ihr auch geantwortet werden.

Opa fragte jetzt so zurück, wie die Lehrer es auch immer tun. Fragt der Lehrer z.B. wie viel 3 mal 3 ist und das Kind sagt 10, weil es das schon vor der Aufgabe wusste, dann sagt der Lehrer ja nicht „falsch“, sondern fragt, „ist das richtig, denk noch mal nach“ und dann weiß man natürlich, dass es falsch ist. Also Opa, der immer große Kinder unterrichtet hat, fragte jetzt die schlaue Frage „Wieso wollt ihr das wissen“ als ob das Risiko davon abhinge, warum man es wissen will. Na ja. Elisa konnte es ihm erklären: es geht darum, warum er, Opa ein Risiko sei, so dass man mit ihm nicht mehr Eis essen gehen darf, was ziemlich blöd ist. Wenn nämlich ein Risiko nichts Schlimmes ist, könnte man doch mal eine Ausnahme machen. Und als Opa meinte, er fühle sich nicht als Risiko, half Falco mit der Erklärung nach, dass es etwas mit dem Virus zu tun habe, der alles wie Spinnweben überzieht und sogar die Kita und den Spielplatz sowie Hagenbeck‘s Tierpark mit den großen Elefanten überdeckt und für sie unsichtbar gemacht hat.

Jetzt schien Opa zu kapieren. „Aha, ihr meint, weil ihr mich nicht besuchen dürft, das läge am Risiko?“ „Ja und es ist nicht der Computervirus, den Du hast. Vielleicht gibt es noch einen anderen.“ „Nein Kinder, ich habe auch keinen andern Virus. Hätte ich ihn würde es mir sehr schlecht gehen. Für mich ist der Virus eine große Gefahr und die lauert überall dort, wo es jetzt verboten ist: in der Schule, in der Kita, auf dem Spielplatz, im Schwimmbad.

7.    Risiken sind gefährlich

Ihr kennt noch mehr Risiken, wo man etwas absperrt. Warum kann im Zoo bei den Lamas ins Gehege gehen, während bei den Löwen dicke Gitterstäbe das verhindern? Warum ist es dem Büblein verboten aufs dünne Eis zu gehen und was passiert, als das Büblein zu sich sagt:

„Ich will es einmal wagen,
Das Eis, es muß doch tragen.“ – Wer weiß?

Das Büblein stampft und hacket mit seinem Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket, und krach! schon bricht’s hinein.
oder warum soll Paulinchen das Feuerzeug nicht anpacken und als sie doch zu sich sagt:

“Ei,” sprach sie, “ei, wie schön und fein! Das muß ein trefflich Spielzeug sein.

Ich zünde mir ein Hölzlein an, wie’s oft die Mutter hat getan.”

Und M i n z und M a u n z , die Katzen, Erheben ihre Tatzen.

Sie drohen mit den Pfoten: “Der Vater hat’s verboten !”

Miau! Mio! Miau! Mio! Laß stehn! Sonst brennst Du lichterloh!”

Das Virusmonster ist noch gefährlicher als das Feuerzeug und das dünne Eis. Es betrifft viele. Wenn wir das dünne Eis oder die Streichhölzer nicht meiden, dann passiert etwas Schreckliches: Tod, Krankheit, Schmerzen für uns oder für die, denen wir den Virus weitergeben.

8.    Das Virusmonster macht krank

„Und warum ist der Spielplatz geschlossen?“ fragt Falco. „Wer das Virus abbekommt“, sagt Opa, „der wird krank, manchmal auch sehr krank. Man kann davon sterben. Es ist also gefährlich sich damit anzustecken. Anstecken ist so ähnlich, wie wenn in der Kita ein Kind die Masern oder die Röteln hat. Dann schreiben die Kitaerzieher auf ein Papier: „Achtung, wir haben die Röteln. Wer Angst hat, sie bekommen zu können, sollte lieber zu Hause bleiben.“ Röteln sind auch solche Viren. Die machen kleine rote Punkte auf der Haut. Das ist ansteckend. Grippe mit Fieber und Halsschmerzen sowie Husten ist auch ansteckend. So ähnlich ist auch diese neue Krankheit, die noch keinen richtigen Namen hat. Man bekommt hohes Fieber, Halsweh und es bleibt einem die Luft weg. Sie ist viel ansteckender als alle bisherigen Krankheiten.

Es genügt oft schon, dass man in die Nähe von jemandem kommt, in dem sie wohnt. Sie ist nicht nur schlimm für Kinder, sondern vor allem für Erwachsene und ganz schlimm für Opas und Omas. Man steckt sich mit der Krankheit an, wenn man mit einem kranken Kind spielt, auf der Straße etwas angefasst hat, auf dem die Viren lauerten oder Opa einen Kuss gibt. Schnupfen ist auch ansteckend aber nicht so schlimm. Röteln jucken. Aber der Virus über den wir hier sprechen, der ist richtig schlimm. Jede Gelegenheit, bei der man sich leicht anstecken kann, ist ein Risiko.

9.    Das Virus steckt andere an

„Und wie steckt man sich an?“ fragt Elisa. „Ich weiß es“ sagt Falco. „Wenn ich Dir mit dem Lineal auf den Kopf haue, hast Du davon eine Beule. Daran sieht man, dass meine Wut Dich angesteckt hat. Ich habe jetzt keine Wut mehr, Du aber hast sie auf dem Kopf und deshalb läufst Du ja auch heulend weg.“ „Nein“, sagt Opa, „Wut ist keine Krankheit. Eine Krankheit ist etwas eigenes, Selbständiges wie ein Gespenst, das sich auf Euch setzt. Erst sitzt sie auf der einen Person, dann sitzt sie auf dem nächsten oder auf beiden.

Als Kind habe ich Kletten gesammelt. Das sind Pflanzen, deren Blüten von Haken umgeben sind, sodass man sie schlecht aus dem Pullover bekommt, wenn sie sich darin verfangen haben. Wir haben solche Kletten heimlich den Erwachsenen von hinten auf den Pullover geworfen. Da blieben sie dann festhängen und die hatten den Ärger, sie wieder herunterzubekommen. So kann man sich ansteckende Krankheiten wie Kletten vorstellen. Erst hat der eine die Klette, dann wirft er sie auf den anderen. Jetzt klebt sie an dem anderen. Wenn die Kletten sich dann auch noch überall vermehren, dann ist es wie ein Virusmonster.

„Opa, jetzt ist es wirklich genug.“ unterbrauch ihn Elisa. „Die ganze Zeit müssen wir zuhören. Wir wollten doch nur wissen wer uns die Kita zugesperrt hat und schon machst Du daraus eine Schulstunde. Mama und Papa glauben auch schon, sie seien jetzt unsere Lehrer. Doch wir haben eine große Pause verdient und spielen jetzt. Tschüss ich lege jetzt auf.“ Und schon war das Gespräch unterbrochen und Opa war ein bisschen sauer.

10. Was kann das Monster noch alles?

Doch ganz wollten die Kinder sich nicht vom Virusmonster verabschieden. „Weißt Du jetzt, was ein Virusmonster ist“ fragte Falco seine Schwester. „Nee, so richtig weiß ich das nicht. Ich weiß nur, dass wenn es jetzt hier irgendwo auftaucht, dass wir schnell weglaufen müssen in einen Raum, wo es nicht rein kann. Wir können ja die Toilettentür offenlassen. Das ist der einzige Raum, wo man abschließen kann,“ schlug Elisa vor. Ich frage doch noch schnell mal Mama, wo sich das Virusmonster meistens versteckt hält.“ Sie liefen nach hinten, wo Mama die Schulaufgaben für ihre Schulkinder vorbereitete. „Mama, wir haben ein bisschen Angst, dass das Virusmonster plötzlich vorne im Wohnzimmer vor dem Fernseher sitzt und unseren Kika-Sender verstellt. Es will bestimmt schreckliche Monsterfilme sehen, vor denen ich immer so Angst habe. Und Falco erst recht. Der versteckt sich ja schon, wenn der Fuchs hinter den Schweinchen herläuft, obwohl er sie nie kriegt.“

„Erst einmal habe ich keine Zeit“ sagt Mama, „geht zu Papa, der kann seine Arbeit mal unterbrechen.“ Sie gingen zu Papa, der nicht glücklich war, dass sie Opa aus der Leitung geschubst hatten. Jetzt musste er wohl oder übel seine Arbeit unterbrechen. „Papa, hast Du das Virusmonster heute schon gesehen? Wir haben Angst, dass es unseren Kika-Sender verstellt, so wie Du manchmal, wenn Du Fußball guckst.“ Papa hatte nicht.

11. Das Virus ist winzig klein – null.

Überhaupt war Papa überzeugt, dass man ein Virusmonster nicht sehen könne. „Viren sind viel zu klein. Die könnt ihr nicht sehen, Fernsehgucken können die auch nicht. Die haben keine Augen, keine Finger, keinen Bauch, keine Beine. Sie sind eigentlich nur ein runder Kopf.“ Forscher, die ein riesiges Vergrößerungsglas haben, können das schon, aber ohne das habt Ihr keine Chance. Die Forscher sagen, dass Viren so klein sind, dass eine Million von ihnen in eine Reihe gelegt, nicht dicker sind als wie die Spitze eines Fingernagels.“ „So was kenn ich, kenn ich“ rief Falco ganz aufgeregt. „Opa hat uns doch mal die Geschichte erzählt vom Floh, der Geige spielen konnte. Man hörte immer nur die Töne von den Saiten, auf denen der Floh mit seiner Frau rumsprang. Sehen konnte man ihn nicht. Der war halt winzig klein, null.“ „Nein“ wandte Elisa ein. „Flöhe kann man sehen. Man sieht sogar ihren Stachel, mit dem sie uns stechen. Nur von weitem sieht man sie nicht und traut ihnen auch nicht zu, dass sie Töne machen können.“ „Ja stimmt“, sagte Papa. „Erst wenn du 10 Millionen Viren aufeinanderstapelst, erreichst Du die Größe eines Flohs. Kein Sieb ist fein genug, um Viren zu erfassen. Wenn Viren Fußball spielten könnten und die Obervirenmannschaft alle ihre Fans zum Spiel dorthin einladen dürften, wo sie ganz häufig sind, nämlich in Deinem Mund, dann könnten sie vier Mal so viel Fans einladen wie der HSV im Volksparkstadion.“ Falco dröhnte der Kopf. „Ich will nichts mehr von den Virenmonstern hören. Wenn sie sogar schon in meinem Mund sind, das ist ja ekelig. Ich dachte da sind nur Karius und Baktus, die beiden Bazillen, die auf meinen Zähnen herumklopfen, wenn ich mir die Zähne nicht geputzt habe.“ „Die Bazillen“ erklärte Papa, „leben auch noch in Deinem Mund. Die hast Du auch noch nicht gesehen, obwohl sie doch viel größer als die Virenmonster sind.“ Jetzt war es aber den beiden Kindern zu bunt.

„Millionen von Bakterien und Viren in meinem Mund, Da muss ich mal nachschauen. Man müsste ja wenigstens Klumpen von Viren sehen. Komm Elisa, mach den Mund auf, ich such mal.“ Doch Falco sah nichts außer Elisas rotes Zäpfchen hinten im Hals und ihre Zähne. „Lass mich auch mal, sperr Dein Maul mal richtig auf. Ich will was sehen“. Elisa wollte mit der Hand Falcos Mund aufdrücken. Das reichte schon wieder für einen Streit, aber sie beruhigten sich. „Also“ sagte Elisa „die Erwachsenen lügen und es gibt gar keine Viren. Die haben das erfunden, damit wir Kinder uns nicht mehr treffen können. Dann gibt es auch kein Risiko und der Spielplatz kann aufgemacht werden. Es kann aber auch sein, dass unsere Viren gerade nicht zu Hause sind. Vielleicht sind sie bei einem Fußballspiel in einem anderen Mund oder Viren sind nur Geister, die er manchmal abends zum Fenster hereinwehen und weg sind, wenn die Eltern kommen. Die Glockenhexe zum Beispiel zwickt an Halloween die Menschen. Sie sieht vorne aus wie ein Hund und hinten wie ein Hase. Berühren kann man sie nicht. Sie ist nur ein Geist. Kinder kennen sie, die Erwachsenen behaupten, sie hätten sie nie gesehen. So könnte auch der Virus sein. Komm wir suchen mal einen und fragen ihn.“

12. Die Suche nach dem Virusmonster

„Wie willst Du ihn denn finden, wenn man ihn nicht sehen kann?“ „Wenn der Virus ein Geist ist, dann kann er aber sprechen. Wir gehen dorthin, wo er vielleicht versteckt sein könnte und rufen ihn. Vielleicht hat er Lust, uns etwas über sich und seine Kumpels zu erzählen.“ „Das ist aber sehr gefährlich oder …?“

„Nein ganz einfach. Erst mal schreie ich in Deinen Mund: Virusmonster, Virusmonster, wo bist Du? Hast Du Lust uns was über Deine Kumpels zu erzählen.“ Aus dem Flur hörte man eine verstellte Stimme: „Hallöchen, Hallöchen hier bin ich, ich bin echt gespannt, Euch meine Story beizubringen. Ich sitze hinter dem dritten Zahn von links, hört gut zu“. Die Kinder wussten sofort, wer das war. Sie waren ärgerlich. Papa hat keine Erfahrung mit Monstern. Nur Kinder können Monster entdecken. Man braucht dazu viel Fantasie. So haben Kinder auch das Krümelmonster aus der Sesamstraße entdeckt, das alle Plätzchen frisst.

„Im Mund braucht ihr nicht zu suchen,“ meinte Papa noch. „Wäre es in eurem Mund, dann wärt ihr schon krank mit Husten und Fieber. Wir müssten Euren Mund nicht mehr zum Risiko erklären und Euch aus der Schule aussperren. Als Paulinchen lichterloh brannte und das Büblein schon ins Eis eingebrochen war, war es zu spät.“ „Wir gehen ins Krankenhaus, wo die vielen Menschen liegen, die sich schon mit dem Monster angesteckt haben.“ sagte Elisa. „Da kommt ihr nicht rein. Die haben alles abgesperrt. Das nennt man Quarantäne. Keiner rein, keiner raus – geschlossen ist das ganze Haus“ reimte Papa.

„Mit Papa kommen wir nicht weiter. Er macht uns alles kaputt. Wir müssen ohne die Erwachsenen forschen. Wir müssen unser gefährliches Abenteuer allein vorbereiten. Wir locken das Monster raus und besiegen es, damit es niemand mehr krankmacht.“ Sie gingen ins Bad und schlossen sich ein. Sie überlegten, wie man das Virusmonster endgültig besiegt, damit Kita und Schule wieder aufmachen und Papa und Mama arbeiten könnten.

13. Wie man ein Monster besiegt.

„Falco, das Monster ist riesig gefährlich. Der amerikanische und der französische Präsident halten es für so gefährlich, dass sie es zum Feind erklärt haben. Männer und Frauen mit Militäruniform stehen im Fernsehen und sagen, dass die Monsterviren sogar gefährlicher seien als sonst die Feinde, weil sie hinterlistig, unsichtbar und überall zugleich wären.“ „Ja“ meint Falco, „Ich habe neulich auch schon Panzer gesehen und Soldaten mit Gewehren und Kanonen. Oben drüber flogen Flugzeuge mit Bomben. Die sind bestimmt in den Krieg gegen die Monsterviren gezogen, wo ganz viele sind. Hier sind bestimmt nur ein paar. Wenn wir gleich in der Wohnung suchen, dann hole ich meine Wasserpistole und meine kleinen Plastikpanzer und Kriegsflugzeuge. Das macht bestimmt Eindruck, so dass sie uns nicht angreifen werden, sondern davonlaufen. Jochen ist auch neulich heulend zu seiner Mama gelaufen, als ich ihn mit meiner Wasserpistole getroffen habe.“

„Nein, Falco, das geht nicht. Der Virus, hat Mama gesagt, ist so winzig, dass eine Bombe ihn nicht treffen kann. Die Bombe macht eher uns kaputt als den Virus. Wenn Du mit einem Gewehr eine Kugel in die Luft schießt, um eine Mücke zu treffen, dann ist das 1000mal leichter als einen Virus zu treffen. Der ist leichter als eine Feder und fliegt mit der Kugel mit. ‚Man schießt nicht mit Kanonen auf Spatzen.‘ sagt Papa, wenn die Polizei eine Demo mit 14 Leuten mit Wasserwerfern nass macht. So ist das mit den Viren. Die beiden großen Präsidenten aus Frankreich und Amerika haben unrecht. Unser Präsident in Deutschland hat es richtig gesagt: die Viren sind keine Feinde. Wir sind auch nicht im Krieg. Den machen sich nur dumme Menschen untereinander. Tiere machen keine Kriege. Im Krieg will man den Feind vernichten. Die Tiere, auch die Winzigsten wie die Viren, wollen nur leben. Der Löwe frisst das Lamm, weil er Hunger hat. Das Lamm ist nicht sein Feind, sondern sein Futter. Wir Menschen essen Schweinefleisch nicht, weil wir Schweine hassen, sondern weil sie gut schmecken. Die Bauern sorgen dafür, dass es immer wieder neue Schweinchen gibt. Niemand will sie ausrotten.“

„Wölfe und Bären essen manchmal auch gerne Menschen, weil sie gut schmecken.“ ergänzte Falco. „Wir Menschen sind aber stärker. Die Wölfe können wir besiegen, weil sie keine Gewehre haben“. Opa hat gesagt, dass es so viele und verschiedene Viren gibt, die so klein und winzig sind, dass wir uns nur vor ihnen schützen sie aber nicht besiegen oder gar ausrotten können. Das ist gut so. Alle Tiere und Pflanzen müssen gemeinsam leben können. Auch ihr haut nicht Jochen, der so viel andere verkloppt, bis der sich nicht mehr bewegen kann und tot ist. Ihr lauft, wenn ihr schlau seid, weg, oder haltet ihn fest, bis der Lehrer kommt. Jochen ist ja an sich nett, nur er haut eben gerne.

Mit der Wasserpistole kannst Du das Virusmonster erst recht nicht besiegen. Bei Kika habe ich gelernt, dass die Virusmonster kein Seepferdchen machen müssen, weil sie sich in Wasser wohl fühlen und mit Geburt schon tolle Schwimmer sind. Du tust ihnen also einen Gefallen, wenn Du sie mit der Wasserpistole angreifst. Das Wort Virus bedeutet „Schleim“ und das ist dickes Wasser, wie wir es in der Nase haben.“

Die Rede war für Falco zu lang. Er war ja erst in der Vorschule. Deshalb träumte er lieber davon, wie er seinen Casher nahm, mit dem er schon so viel kleine Krebse und Fische gefangen hatte, um Viren aus dem Wasser zu fischen. Man könnte auch einfach mit dem Hammer auf das Virus draufschlagen, wenn es aus seinem Loch rauskommt. Auch ein Staubsauger wäre gut, mit dem man alle Viren einsaugen sollte. Doch zufrieden war er nicht. Sind die Maschen im Casher nicht zu groß, leben Viren wirklich in Höhlen und was machen sie erst, wenn sie im Staubsaugerbeutel sind. Er kam zu dem Schluss, dass Viren gerade deshalb so ein großes Risiko sind, weil man sie nicht besiegen kann. Es bleibt nur der Schutz vor ihnen und der ist sehr schwierig. Man weiß zu wenig über sie. Ein Zaun hilft ebenso wenig wie ein Gewehr oder eine Armee.

14. Wie man ein Virenmonster findet

„Weißt Du was, Elisa, wir suchen jetzt einfach mal.“ „Aber wo sollen wir suchen, wenn es doch so klein und winzig ist.“ erwiderte Elisa. „Mal schauen, was wir alles über das Virusmonster bisher wissen. Also einmal ist es winzig klein. Es muss immer wieder in einen Menschen zurückkehren, weil es sich nur dort ernähren und vermehren kann. Da muss es feucht sein, weil es eher wie ein Fisch schwimmt statt wie eine Maus rennt. Es lebt zwar gerne im Mund, weil es in der Spucke gut schwimmen kann. Wenn man sich mit der Hand die Nase abwischt, dann kann es aber auch auf der Hand sein. Von der Hand geht es an die Türklinke. Der nächste, der reinkommt, fasst sie an und bohrt sich anschließend mit dem Finger in der Nase. Jetzt ist das Virusmonster dort wo es hinwill, bei einem anderen Menschen, wo es sich vermehren kann und dadurch den anderen krankmacht.

Also wir suchen eine Stelle in der Wohnung, wo es ein bisschen dreckig und feucht ist.“ „Ich weiß wo“ erklärt Falco voller Freude. „Entweder es sitzt auf dem Türgriff nach außen, da haben heute die meisten Leute angefasst oder es sitzt in der Ecke hinter dem Aquarium bei den Fischen. Da fühlt es sich bestimmt am wohlsten, weil dort oft mal Wasser überspritzt.“ Sie beschlossen mit dem Aquarium anzufangen. Weil sie nicht gestört werden wollten und das Virus bestimmt Angst vor Mama und Papa hatte, die immer mit so hässlich riechenden Desinfektionsmitteln alles abwischten, Jagd auf Viren machten und keine Rücksicht nahmen, sagten sie, dass sie hinten im Wohnzimmer Mutter und Kind spielen würden und dafür eine kleine Wohnung aus dem Sofa und den Sesseln bauen müssten. Sie wussten ja, wenn sie ganz ruhig sein würden, würden die Eltern sie in Ruhe lassen.

„Wir müssen das Virenmonster mit einem Reim herauslocken. Vielleicht ist es wirklich ein Geist und muss dann auch wie ein Geist beschworen werden.“ „Was ist ein Reim?“ fragt Falco. Elisa kennt einen vom letzten Kindergeburtstag, mit dem sie wirklich einen lebendigen Geist herausgelockt haben, zumindest die Kinder haben ihn gesehen. Er ging so: ‚Lieber Geist, bist nicht verreist, sag wie Du heißt – bist du zu Haus, komm einfach raus, wenn Du Dich traust‘. „Der Reim ist aber nicht witzig. Wenn ich ein Geist wäre, würde ich zu Hause bleiben“ meint Falco.

„Wir müssen einen Reim machen, der dem Virusmonster gefällt.“ Elisa fängt an:

„Virus Du Schatz, auch wenn Du kratzt, wir sind kein Feind, mit dir vereint, spenden dir Nass, ganz ohne Hass, sind auch noch klein, brauchst nicht zu schrein. Meld Dich mit Piep, wir hab’n Dich lieb“.

„Ich finde, der ist zu lang. Den versteh ich ja nicht mal. Ich würde sagen: `Virus, kleiner Mann, schau mal was ich kann. Virus kleine Frau, schau was ich mir trau. Sag einfach Piep in dieses Sieb.“

15. Krönchen meldet sich

Da hörten sie ein kleines feines Stimmchen aus der Ecke. „Hallo hier bin ich“. Dann aus der anderen Ecke „Hallo hier bin ich auch“ und dann wieder vom selben Platz „Was wollt ihr denn.“ Die Kinder waren wie erstarrt. Sie waren die ersten auf der Welt, mit denen ein Virus gesprochen hatte. Alle würden sie bewundern, alle fragen, was der Virus erzählt habe, und das alles ohne Krieg und Gewehre. Jetzt durften sie sich nur nicht anstecken, mussten gesund bleiben, weil sie ja dem Schuldirektor, der Kita-Leiterin und vielleicht sogar dem Bundespräsidenten erzählen mussten, warum die Viren so waren und warum es so schwer war, sich vor ihnen zu schützen.

„Falco“ flüsterte Elisa, „ich muss jetzt ganz stark zuhören und Du musst dir alles merken. Beides kann ich nicht auf einmal.“ Sie krochen näher in die Ecke und entdeckten auch eine Ameise, die schnell davonlief. „Virusmonster, wo bist Du“ flüsterten sie. Doch es kam keine Antwort mehr. War das Monster schon weg? Falco hatte eine Ahnung. „Vielleicht mag es das Wort Monster nicht. Entschuldige Dich mal dafür.“ „Herr oder Frau Virus, es tut mir leid, wenn ich sie beleidigt habe. Wir sind ehrlich an ihrer Geschichte interessiert. Bitte, bitte sagen sie wieder etwas“ sagte Elisa.

16. Krönchens Name

In einer ziemlich hohen und leisen Stimme hörten sie dann folgendes:

„Hallo ich bin zwar ein Virus so wie ihr Menschen seid. Aber ich habe einen adeligen Namen und bin aus einer sehr vornehmen Familie. Ich heiße Corona Virus SARS der Zweite von Covit 19. Diesen Titel habe ich von wichtigen Wissenschaftlern bekommen. Könnt ihr ihn sagen? Nein das war zu schwierig. „Gib uns einen besseren Namen.“ sagte Elisa. „Ich bin nicht sehr eingebildet“, erwiderte das Virus „und ich will nur das Wichtigste an meinem Namen behalten. Virus heißt ja, wie ihr wisst Schleim oder sogar Gift. Das haben die alten Griechen uns schon angehängt. Wir sind kein Schleim, wir sind nur im Schleim. Es war gemein aber verständlich, weil wir auch manchmal gemein zu Menschen sind. Corona heißt Krone. SARS kommt aus England, dem Land der Königinnen und Könige. Es bedeutet Schwere Atemprobleme . Also wäre mein vollständiger Name: König Schleim der Zweite mit schweren Atemproblemen. Das ist natürlich kein schöner Titel. Schleim ist ekelig, Atemprobleme habe ich nicht, weil ich gar nicht atmen kann. Die Menschen, bei denen ich mich einschleiche haben sie. Wahrscheinlich sind sie so überrascht von meiner Schönheit, dass ihnen der Atem stockt. Den Titel sollen sie mal selber tragen.

Mein wichtigstes Zeichen, die Corona, zeigt, dass ich ein König oder eine Königin bin. Bei uns gibt es ja keinen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen. Meine Krone ist sogar am Kopf, und mehr habe ich nicht, angewachsen. Wir sind die einzigen Tiere, bei denen das so ist. Es gibt noch den kleinsten Vogel in Europa, den Zaunkönig. Der aber hat gar keine Krone, sondern wurde von den Menschen zum stärksten Tier gewählt, weil er vor 2500 Jahren den Adler austrickste. König sollte der sein, der am höchsten fliegt. Also versteckte sich der 10 g schwere Zaunvogel im Gefieder des Adlers, bis der nicht mehr höher konnte. Von da aus flog der Zaunkönig nur noch ein paar Meter höher und wurde der kleinste Sieger, der den Königstitel bis heute behielt.

Wir dagegen brauchen keine Tricks. Wir sind von Natur aus gekrönt. Wir heißen nicht König. Wir heißen Krone, was dasselbe ist. Dass wir aber beide königlich sind zeigt sich daran, dass der Zaunkönig andere für sich arbeiten ließ. So ein König bin ich auch. Ich setze mich in die Menschen hinein. Die tragen mich dann von einem Menschen zum anderen, ernähren mich, sorgen dafür, dass ich viele Kinder habe und spucken mich schließlich dorthin, wo ich wieder eine Familie gründen und mich vermehren kann.“

„Du bist mir ja ein schönes Faulerchen“ flüsterte Falco vor sich hin. „Sei ruhig, ärgere ihn nicht“ flüsterte Elisa. „Dürfen wir Dich vielleicht mit einem Namen geben, der etwas süßer klingt. Z.B. heißt meine Cousine Sabine bei uns nur Bienchen, mein Schulfreund Adelbert heißt bei uns nur Adi. Du könntest wählen zwischen Kroni oder Krönchen.“ „Muss ich gar nicht, muss ich gar nicht“ erwiderte die Stimme aus der Ecke. Wir Viren benutzen auch Kosenamen und ich heiße dort schon Krönchen. Ihr dürft mich gerne so nennen. Das klingt auch nicht so gefährlich wie Korona-Virus, wie die erwachsenen Menschen uns nennen. Ich möchte Euch nämlich ein Geheimnis verraten, weil ihr so nett seid.  Ich selber finde es nicht richtig, dass meine Verwandten so viel Omas und Opas auf dem Gewissen haben. Kinder brauchen doch Großeltern und da habe ich zu meiner Mama gesagt: Was würdest Du sagen, wenn Deine Eltern von den Menschen befallen werden und ins Krankenhaus müssen? Findest ihr bestimmt auch nicht gut. Ich möchte Euch also helfen, wie ihr Eure Großeltern schützen könnet.“

17. Wie die Viren entstanden

„Dann erklär uns doch erst mal, wieso es Euch überhaupt gibt und warum es so schwer ist, sich vor Euch zu schützen.“ sagte Elisa.

„Also das ist eine lange Geschichte aber vielleicht kriege ich sie kürzer gemacht für Kinder. Eine lange Virengeschichte ist allerdings für Euch sehr kurz, weil wir nicht gleich lange leben. Wie alt ist Eure älteste Urgroßmutter geworden?“ „Hundert Jahre“ Falco hätte fast geschrien. Die war uralt und so klein schon, dass ich bald gleich groß war.“ „Also bei uns Viren wird man nicht so alt. Wisst wie alt Eure Haustiere werden, z.B. das Kaninchen 8 und der Hund wird 13 Jahre alt, die Katze kann 36 schaffen. Es gibt aber auch die Eintagsfliege. Die heißt so, weil sie morgens geboren wird, dann etwas rumfliegt, einen Fliegenmann findet, Eier an einem sicheren Ort am Nachmittag legt und abends stirbt. Wir Viren leben auch nicht viel länger, nämlich 2 Tage, je nachdem wo wir uns hingelegt haben. Wir brauchen aber keinen Mann zu finden. Es genügt, dass wir durch den Mund eines Menschen dahin kommen, wo ihr immer einatmet, wenn ihr mal eine tiefen Atemzug nehmt. Den Teil in Euch nennt man Lunge und auf den haben wir uns spezialisiert. Wir haben richtig Unterricht in Lungenkunde von erfahrenen Viren. Die erklären uns, wie wir darein kommen und was wir dort zu machen haben.“

18. Der Kampf der Viren mit den Antikörpern

„Wie seid ihr denn auf diese schlaue Idee gekommen“ fragt Elisa. „Das ist eine komplizierte Geschichte, die wir selber eigentlich gar nicht gut kennen, sondern die Eure Wissenschaftler erzählen. Danach gab es uns am Anfang gar nicht. Es gab nur die winzigen Bakterien. Das sind mit die kleinsten Lebewesen. Ihr kennt ja Karius und Baktus. Die hatten schon die tolle Idee, dass sie sich auf Menschen, Tiere oder Pflanzen setzten und das aßen, was die hatten. Dabei konnten sie z.B. ganz gute Sachen auch für die Menschen machen. Ihr kennt doch Joghurt. Das ist Milch, die Bazillen getrunken und umgewandelt haben. Kommt noch eine Frucht dazu, dann schmeckt das wirklich toll. Es ist also nicht immer schlimm in der Natur, wenn man sich z.B. von den Kühen Milch klaut und den Bazillen gibt, die sie zu Joghurt verarbeiten. Die Bazillen helfen den Menschen z.B. auch schmutziges Wasser zu reinigen, wenn sie z.B. gerne Schmutz essen.

Leider aber gab es immer auch Bakterien, die sich von den Menschen ernährt haben und sie dabei krankmachten. So gibt es Bakterien, die in der Lunge so rumwüten, dass die Lunge krank wird und sich entzündet.

19. Fieber: der Mensch wehrt sich gegen uns.

Die Lunge des Menschen ist auch nicht dumm. Sie weiß, dass Bakterien und Viren große Hitze nicht vertragen. Dringen Bakterien oder Viren in die Lunge ein, dann meldet die Lunge ans Gehirn: ‚Achtung, Achtung, hier sind Eindringlinge, wir wissen nicht genau, wer sie sind, aber sie fangen schon an unsere Bausteine kaputt zu machen. Bitte sofort Feuer machen und heizen, damit die vor lauter Hitze wieder abhauen.‘ Es ist so als wenn ihr zu Hause die Heizung auf 50° C stellt, um den Besuch schnell wieder los zu werden.“ Das Gehirn gibt Befehle an den ganzen Körper, mehr Brennstoff zu verbrennen. Wir nennen das dann nicht Hitze, sondern Fieber. Man schwitzt und wenn man Glück hat, schafft es der Körper, die Bakterien mit der Hitze zu vertreiben. Gerade Kinder verstehen nicht, was passiert. Sie denken, das Fieber ist die Krankheit. Dabei ist es umgekehrt, sie haben Fieber, weil sie krank sind. Immerhin ist es ein Zeichen für die Menschen, dass sie zum Doktor gehen. Wir Krönchen machen daher auch so ein Fieber. Wenn ihr schwitzt und Fieber habt über 38°, dann können das die Bakterien oder aber auch wir selber sein.

Die Lunge versucht oft auch, uns wieder auszuspucken. Dann hustet ihr. Aber das hilft bei uns nicht so viel, weil wir so viele sind. Mit Husten und Fieber kommen wir eigentlich gut zu recht. Viel mehr Probleme haben wir mit der Lungenpolizei. Das sind so kleine Lebewesen wie wir, die in der Lunge wohnen und sie wie eine Burg verteidigen sollen. Sie werden oft erst von der Lunge geschaffen, wenn wir schon eingedrungen sind. Ihre Aufgabe ist es, uns aufzufressen, bevor wir uns so vermehren. Schaffen sie diese Mahlzeit, so wird der Mensch wieder gesund, schaffen sie es nicht und vermehrt sich der Bazillus weiter, so kann der Mensch sterben und wir sind die Sieger. Aber ehrlich gesagt, wir sollen gar nicht Sieger sein. Stirbt der Mensch, hustet er uns ja nicht weiter und wir sterben mit. Am besten wäre es, keine siegt so richtig. Viele andere Viren leben so gemütlich mit dem Menschen. Kennt Herpes an der Lippe. Das sind auch Viren. Die sind für Menschen unangenehm aber nicht tödlich. Es ist nur eine kleine Wunde, wenn wir essen. Die Menschen schmieren Salbe drauf, dann geht sie wieder zu. Doch die Herpesviren leben weiter und warten auf ihre nächste Chance. Im Mund ist es nämlich gemütlich und zu essen gibt es dort auch immer genug.

Leider ist unser Stamm nicht so schlau. Wir wollen alles und schließlich bekommen wir nichts.

20. Wir Viren sind noch schlimmer als die Bakterien

Die Menschen haben das bei Bazillen bald gut kapiert. Bei Fieber und Grippe im Bett bleiben, alle Kräfte dem Körper geben, um Polizisten herzustellen. Sie haben es sogar geschafft, ein Mittel zu produzieren, dass der Mensch einnimmt und das die Bazillen tötet. Schon wenn sie es sehen geben sie oft auf, sterben oder laufen weg.

Wir Viren waren ja auch einmal Bazillen. Wir hatten ja kaum noch Chancen zu leben, weil die Menschen mit so großen Mitteln gegen uns kämpften. Da hatte einer von uns die Idee, dass er sich mit einer Zelle des Menschen verbindet und sich dort ans Steuer setzt. Zellen haben nämlich eine winzige Steuerkabine, wie die großen Kräne im Hafen. Von dort kann man befehlen, wo der Kran die Container wegholt. Sitzt ein Krönchen am Steuer, so kann man der Zelle sagen, bitte hole ganz viele Krönchen her und verteile sie über die ganze Lunge, so dass die Polizisten uns nicht mehr essen können, weil sie satt sind. Als Belohnung stirbt sogar die Zelle noch, die uns geholfen hat.

Und jetzt kommt das Schlauste. Weil die Zelle alles für uns macht, brauchen wir keinen Bauch, keine Arme und auch kein eigenes Gehirn mehr. Wir sind Teil dieser Zelle geworden und wenn uns der Mensch bekämpft, bekämpft er sich selber.

Ihr könnt Euch vorstellen, dass wir so viel erfolgreicher waren wie die Bakterien.

Unser größter Triumph hieß „Pest“. Da waren wir aber noch Bakterien. Zuerst versteckten wir uns in Ratten, die überall bei den Menschen rumliefen. Wir ließen uns von Flöhen im Rattenblut aufsaugen und dann mit dem Stich des Flohs auf Menschen herab, die dann damals starben. Die letzte große Pest war in Hamburg vor 400 Jahren.

Wenn mir meine Großeltern von der Pest erzählten und wie toll sie sich vermehren konnten und dass die Menschen immer die Ratten gejagt haben, obwohl die doch nichts dafür konnten, dann habe ich immer gedacht: wie gemein und wie schmutzig. schmutzig. Können wir nicht auch friedlicher miteinander leben? Die Menschen haben die Pest besiegt und wir haben aber trotzdem weitergelebt. Wir haben uns mit Tieren begnügt und sie nicht krankgemacht und trotzdem bei denen gelebt, bis so ein Vollidiot von uns plötzlich meinte, er solle auf den Menschen überspringen. Der Mensch war darauf nicht vorbereitet und wurde sehr sehr krank. Aber auch das schaffte er noch und besiegte uns. Darauf haben wir uns überlegt, dass wir schneller werden müssen und leichter. Als voriges Jahr in China mein Urururururururururgroßvater auf einen Menschen übersprang, war er so leicht, dass ein Windzug genügte. Gleichzeitig war er aber für junge Menschen nicht tödlich, so dass die Menschen nicht so viel Angst hatten. Das war ihr Fehler. Wir vermehrten uns ganz ganz schnell und sprangen mit dem feuchten Atem der Leute von einem zum anderen. Erst sagten die Menschen, dass das nur in China sei. Jetzt ist es aber überall auf der Welt, weil die Menschen so viel verreisen.“

21. Von der Pest lernen

„Liebes Krönchen, das ist ja eine schreckliche Geschichte. Wie kommen wir denn da wieder raus. Ich will ja nicht, dass ihr alle sterbt und nicht mehr leben könnt. Ich will ja nur, dass ihr Opa und Oma und die Kranken und Schwachen wie mein Freund Gisbert in der Schule in Ruhe lasst. Werdet doch einfach so wie Eure Verwandten, die Grippeviren. Ihr kommt bei uns rein, wir kriegen etwas Fieber und wenn ihr Euch satt gegessen habt und so viel Kinder, dass ihr nicht aussterbt, dann haut ihr wieder ab, wenn es Euch mit unserem Fieber zu heiß wird,“ sagte Elisa und Falco nickte zustimmend. „Das wäre schön und wir hätten keinen Krieg zwischen Monstern und Menschen“. „Ehrlich gesagt“ antwortete Krönchen „ich finde das auch aber bei uns sind jetzt gerade welche an der Regierung, die sagen wir werden immer größer und mächtiger. Vielleicht können wir, wenn wir die Menschen eingeschüchtert und krankgemacht haben, sogar die ganze Welt beherrschen. Unser Anführen will dann nicht nur König, sondern Kaiser werden. Außerdem wollen sie noch fauler werden. Sie sagen: ‚Wir wohnen in deren Präsidenten und sagen denen, was sie zu tun haben.‘ Gott sei Dank sind die größenwahnsinnig wie manchmal auch bei Euch Präsidenten. Ich Krönchen will nicht die Welt beherrschen. Ich will lieber, dass alle Kinder der Welt miteinander spielen und sich achten. Das macht viel mehr Spaß und ich will auch viel über die Menschen lernen. Ich glaube das sind ganz interessante Tier wie wir auch.“

„Dann lass uns doch die Lungenbösewichte so zurückdrängen wie bei der Pest. Die gibt es ja auch nicht mehr in der schrecklichen Form.“ sagte Falco „Ja stimmt“ erwiderte Krönchen. „Die Pestviren waren ja auch größenwahnsinnig. Sie verbreiteten 2000 Jahre lang Angst und Schrecken bis einige sehr kluge Menschen sie genau beobachteten. Da entdeckten sie, dass man die Pestviren bremsen konnte, wenn man sich nicht zu nahekam. Konnte der Pestvirus nicht von einem zum anderen springen, dann musste er nach zwei Tagen spätestens sterben oder es hatten sich so viele Polizisten gefunden, die sie dann genüsslich aufessen konnten.. Die Menschen sorgten jetzt dafür, dass sie sich nicht anspuckten, mit Abstand zueinander wohnten und alles sauber blieb, wo wir Viren uns gerne hingesetzt hätten, damit die Menschen uns anfassen und mitnehmen.

Das hat die Pest-Bakterien doch arg behindert. Sie konnten nicht mehr die ganze Menschheit beherrschen, nur hier mal und dort und meist nur in den Städten, wo die Menschen eng zusammenlebten und unvorsichtig waren. Am besten fühlten sie sich noch auf Schiffen, weil die Menschen nicht weglaufen konnten und eng zusammenlebten. Solche Schiffe mussten dann eine Fahne hochziehen, die Pestflagge, und durften nirgendwo in den Hafen. Das war ziemlich schrecklich.“ „Und wie wurden die Pest-Bakterien endgültig besiegt? Heute findet man doch keine Kranken mehr.“ Wendet Falco ein.

22. Wie die Pest-Bakterien weggeimpft wurden

„Na ganz sind sie nicht weg aber als ihr klein ward ist eure Mama und euer Papa ja mit Euch zum Arzt gegangen und der hat Euch in den Oberarm eine kleine Picksi-Spritze gegeben. Da wird eine kleine Flüssigkeit in den Arm gespritzt. Die Babys weinen da immer aber es tut nicht so weh. Wisst ihr wie man das nennt?“ „Ja klar, das war eine Impfung. Ich bin nicht nur gegen Pocken, sondern alle möglichen anderen Krankheiten wie Masern geimpft. Da bekommt man diese Krankheiten nicht mehr.“ sagt Elisa. „Wisst ihr warum das so ist?“ fragt Krönchen. Sie weiß, dass die Kinder das nicht wissen. „Soll ich es Euch erklären?“ „Ja aber bitte kurz“ sagt Falco „ich bin schon müde“. „Eigentlich“, denkt er, „ist es ganz einfach. Die Ärzte spritzen dir richtige kleine Viruspolizisten in den Arm, die dann noch ganz hungrig sind. Sie schwimmen auch im Blut bis vom Gehirn der Befehl kommt: Essen fertig. Post-Viren sind angekommen. Alle Viruspolizisten sofort im Mund sammeln und auf geht es mit der Mahlzeit. Lasst nichts übrig. Wir wollen keine Viren haben.“

Doch Krönchen erzählt die Geschichte anders. „Mit der Impfung wirst Du nicht krank, weil Du schon krank warst. Das ist der gemeine Trick, mit dem uns die Menschen betrogen haben. Sie täuschen ihre eigenen Zellen. Sie spritzen ein paar von uns in den Arm und dann sagt das Gehirn, ‚Hallo, da sind Eindringlinge, ihr müsst schnell gefräßige Polizisten schaffen. Dann beeilen sich die kleinen Polizisten und vermehren sich. Das klingt so als ob die Menschen sehr dumm sind. Sie bringen uns dorthin, wo wir ohnehin hinwollen. Bei Kinderlähmung kriegt man uns in sogar in einem Zuckerstück verpackt, so dass wir gleich in der Spucke sind und loslegen können. Da kommen die Polizisten meistens zu spät. Der Trick aber ist, wir sind gar nicht wir. Die haben einige von uns gefangen und sie operiert, so dass die keine richtigen Krönchen mehr sind und sich nicht mehr ankleben können. Das ist, als ob man den Bienen den Stachel rausgenommen hätte. Dann sind sie ganz ungefährlich. So ist das auch mit uns. Die da reingespritzt werden, sehen nur wie Virusmonster aus, sind aber keine. Nur das Gehirn ist ein bisschen dumm. Es sieht die kommen und schreit gleich los. Achtung die Virus-Monster kommen. Tatsächlich kommen die aber gar nicht. Trotzdem vermehren sich sofort die Polizisten und die kriegen kaum was zu essen, weil es ja nur ganz wenige falsche Viren sind, die sich nicht vermehren können. Wenn jetzt aber richtige Virusmonster kommen, dann sitzen die hungrigen Polizisten schon überall rum und freuen sich, dass sie die Neuankömmlinge gleich verspeisen können. Sie brauchen das Gehirn gar nicht mehr. Das ist so, als wenn Du mit Deinen Kumpels einen Einbruch vorbereitest, ganz heimlich, dass niemand etwas merkt und wenn Du dann durchs offene Fenster einsteigst, stehen da plötzlich 100 Polizisten und nehmen Euch fest. So eine Überraschung bereitet die Impfung den armen Monsterviren.

Das hat so gut geklappt mit der Pest, dass meine Kollegen, die Pestviren ganz wenige geworden sind und sich eher bei den Tieren aufhalten, die davon nicht sterben. So was würde ich mir auch für uns wünschen.“

23. Impfen gegen Krönchen?

„Und warum haben die Menschen noch nicht solche Krönchen geimpft?“ fragt Falco. „Dann hätten wir doch alle schon die Polizisten in uns und auch Opa und Oma hätten sie. Das Gehirn würde nicht mehr viel zu spät warnen, wenn die Krönchens schon da sind und die Neuankömmlinge fressen würden.“

„Schaut mich mal an, bin ich nicht wunderschön“ antwortete Krönchen. „Bestimmt bist Du wunderschön aber vor allem auch nett. Nur wir können Dich eben nicht sehen, da müssten schon 10 Millionen von Dir in einem Klumpen daliegen. Also wir glauben Dir aber was soll das?“ „Ja, weil ich so schön königlich bin ist es eben nicht so leicht, mich nachzumachen. Die haben das schon versucht, aber Euer Gehirn, das so kleine Wesen erkennen kann, hat sich totgelacht. ‚Das soll ein Krönchen sein‘ es hat sich geschüttelt vor Lachen. ‚Das sieht doch eher wie eine Vogelscheuche aus, davor muss man keine Angst haben. Die können ruhig in der Lunge wohnen. Die werden keine Kinder bekommen.‘ Das Gehirn fühlt sich so schlau und doch ist es dumm. Wisst ihr warum?“ Elisa und Falco schauen sich ratlos an. „Das Gehirn hat doch recht. Die Impfviren sind so ungefährlich wie ein Teddybär gegenüber einem richtigen Bären.“ Krönchen aber sagt: „Das Gehirn muss den Doktoren in den Kitteln vertrauen statt selber zu entscheiden. Die aber sagen, Achtung schafft mehr Polizisten. Es wird ungemütlich. Wenn das Gehirn etwas dümmer wäre, wäre es schlauer.

Eure Doktoren in den weißen Kitteln schaffen es zurzeit nur, entweder ungefährliche Monsterviren zu schaffen, auf die das Gehirn nicht reagiert oder aber solche, die schon wieder so ähnlich zu uns sind, dass sie gefährlich sein können. Sie sagen, sie müssen noch forschen und das dauert bestimmt noch ein Jahr oder mehr. Bis dahin aber haben wir die halbe Menschheit angesteckt und sind so mächtig, dass die Menschen nur noch das tun, was wir wollen, uns vermehren, zu essen geben und uns herumtragen. Dann haben wir gewonnen. Aber das nützt uns nichts. Weil die Menschen dann allmählich alle sterben, müssen wir dann auch sterben, weil ohne Menschen können wir halt nicht leben. Ich bin leider die einzige bei uns, die das so sieht und mit den Menschen anfängt zu reden.“

„Kann man denn gar nichts machen? Sind wir beide verloren?“ Falco war schon nahe an den Tränen und dachte, dass die Kita und die Schule überhaupt nicht mehr aufmachen.

24. Dann bleibt nur Abstand halten

„Doch es gibt einen Weg, wenn ihr das nicht verratet, erkläre ich es Euch. Wenn einer von uns bei einem Menschen eingekrochen ist, muss er schnell zum nächsten Menschen kommen, sonst sterben wir entweder, weil es zu lange dauert, oder weil der Körper allmählich so viele Polizisten zusammengerufen hat, dass wir aufgegessen sind, bevor wir weiterkommen. Wenn ihr es schafft, dass die Krönchen nicht von einem Menschen zum nächsten überspringen also nicht von Euch zu Opa oder Spielkameraden, dann können wir uns nicht vermehren.“ „Und wie springt ihr zu einem anderen Menschen?“ fragt Elisa. „Du weißt doch, dass wir sehr faul sind und auch keine Beine haben. Wir lassen uns einfach springen.“ „Wie, ihr lasst Euch springen, wie geht das?“ fragt Falco. „Das machst Du doch auch manchmal im Schwimmbad. Dann schleudert Dich Papa aus dem Wasser im hohen Bogen. Du musst nichts machen und springst doch. Wenn wir im Mund von einem Menschen sind dann gehen wir in die Spucke hinein und wenn der Mensch jetzt hustet oder so spricht, dass dauernd Tröpfchen rausgeschleudert werden, dann sind wir darin und werden mit geschleudert. Die Erwachsenen dazu sagen, dass jemand eine feuchte Aussprache hat. Natürlich gibt es auch Kinder, die spucken extra andere ins Gesicht. Das ist natürlich für uns das beste und für die Menschen das Schlimmste. Also wie könnt ihr verhindern, dass wir von einem Menschen zum andern kommen?“ „Ich spucke niemanden mehr an“ meint Falco. „Das darfst Du sowieso nicht, weil es ekelig ist.“ Sagt Elisa. „Hab ich Dir schon so oft gesagt.“ „Das genügt aber noch nicht“ meint Krönchen. „Du darfst auch nicht mehr husten.“ „Wie soll ich das denn schaffen, wenn ich gerade so stark husten muss.“ Meint Falco. „Dann hustet Du ebenso, dass niemand Deine Hustentröpfchen abbekommt.“ Meint Krönchen. „Ich huste dann immer daneben, wenn einer vor mir steht. Dann gehen die Tröpfchen an seinem Mund vorbei.“ Meint Falco. „Nee, das ist ein Irrtum“ findet Krönchen. „Ich bin schon so oft mit den Tröpfchen geflogen. Es gibt immer viele, die man nicht sehen kann, die nach links, oben, unten oder nach rechts gehen. Es ist wie ein Rasensprenger im Sommer, der das Wasser zerstäubt. Das geht auch überall hin. So ist es auch mit Deinem Husten oder einer feuchten Aussprache. Die kann man nicht vorbeizielen.“ „Dann gehe ich mit Mamas Regenschirm und immer, wenn ich husten muss, spann ich ihn schnell auf. Wo kein Wasser durchkommt hat ja Krönchen auch keine Chance.“ meint Falco. „Erstens bist Du nicht schnell genug, zweitens husten Deine Tropfen rechts und links am Schirm vorbei und drittens ist manchmal gar kein Platz für den Schirm.“ erwidert Elisa.

„Nein Kinder, ihr müsst voneinander Abstand halten und zwar so viel wie ihr groß seid. Legt Euch auf die Erde und schaut wie lang das vom Fuß bis Kopf ist. Wenn ihr so entfernt miteinander spielt, soweit könnt ihr selbst dann nicht spucken, wenn ihr Wettspucken macht. Versucht es mal. Wo ihr beim Wettspucken nicht hinkommt, schaffen es auch Tröpfchen nicht hin.“ „Und was sollen wir da noch spielen?“ „Völkerball, Elfmeter treten, Verstecken Euch fällt schon noch mehr ein. Was nicht geht ist fangen, hauen, raufen, Vater, Mutter, Kind. Da ist man sich überall zu nah.“

„OK wir versuchen es. Aber es wird nicht immer klappen. Wenn ich Falco helfe, den Tornister aufzuziehen, muss ich ja auch nah an ihn ran.“ Sagt Elisa „Ist aber von hinten. Du hustest dann mir nur in den Nacken und nicht in den Mund und die Nase.“

25. Maske auf

„Eine ganz gute Idee ist eine Maske wie bei Halloween. Bei Halloween sind aber Mund und Nase offen. Wir brauchen eine, die man sich vor Mund und Nase bindet. Probiert es mal mit der Puppe oder Teddy. Nehmt ein Tempotaschentuch für jeden und dann für jeden zwei Ringgummis. Eins macht ihr über die Nase, das andere am Hals. So jetzt sehen beide aus wie die Ärzte im Operationssaal im Krankenhaus. Die schneiden ja die Leute auf und damit keine Bazillen oder Viren reingeatmet werden, tragen sie diesen Schutz. Wenn jetzt Teddy nießt, dann nießt er in seinen Mundschutz. Die Tröpfchen können zwar durch aber nur viel langsamer. Das könnt ihr auch ausprobieren, wenn Mama Euch ein Sieb gebt und ihr in der Badewanne heute Abend mit der Dusche versucht, durch das Sieb zu spritzen. Da seht ihr, dass das ganz schon verlangsamt. Die Tröpfchen kommen nur halb so weit wie ohne das Sieb oder den Mundschutz.

Auch umgekehrt nützt es etwas. Ich z.B. versuche immer, wenn mich jemand im Mund hat, möglichst direkt in den Mund des anderen und mit Schwung dadurch bis in die Lunge zu kommen, weil ich mich da erst richtig vermehren kann. Wenn der andere aber so eine Maske vor dem Mund trägt, kann ich zwar durch aber nicht sofort bis zur Lunge durch. Da muss ich warten. Und immer, wenn ich warten muss, sammeln die in der Zeit schon Polizisten, die mich auffressen wollen, noch bevor ich mich vermehrt habe.

Die Maske müsst ihr nicht immer aufsetzen aber immer dann, wenn Husten, Nießen oder feuchte Aussprache im Spiel ist.

„Ich hab‘ eine Idee“ unterbricht Falco. „Husten und Nießen kann man schlecht verhindern. Aber die feuchte Aussprache schon. Es gibt ja Buchstaben, bei denen muss man schon spucken, wenn man sie nur ausspricht. Am schlimmsten ist das P. Wenn ein Kind zornig ist, sagt es oft „Pe“ und dabei kommt ihm Spucke aus dem Mund. Auch wenn man Papa, Popo, Pusten, Paula oder Pipi und Pumpen sagt, schleudert man das P mit Spucke vorne von den Lippen. Ich würde es gerne wie Lotte machen. Die kommt aus Sachsen. Die sagt immer, dass sie erst ihren Baba fragen muss. Die sagt bestimmt auch Bobo und Baula. In Sachsen spucken sie deshalb bestimmt viel weniger und haben weniger Ansteckungen.“ „Na ja“ sagt Elisa „Eine Schutzmaske ist doch einfacher.

26. Hände waschen

„Das reicht aber noch nicht. Die Erwachsenen sagen doch, wir sollen immer die Hände waschen. Bist Du denn nicht immer im Mund oder der Lunge und warum sollen wir dann die Hände waschen?“ Von Krönchen kommt ein leises Lachen. „Wir sind ja auch schlau. Man muss ja nicht direkt nur von Mund zu Mund gehen. Wir können uns auch verstecken. Wenn z.B. einer uns aushustet, fallen wir vielleicht mit dem Tröpfchen zusammen auf ein Spielzeug. Weil wir so klein sind, kann uns dort keiner sehen. Dann kommt jemand und nimmt das Spielzeug weg und schon kleben wir an ihrer Hand. Wenn sie sich jetzt mit der Hand den Mund abputzt, weil da noch Sahne oder Sauce hängt, dann bleibt mein Tröpfchen mit mir an den Lippen hängen und ich habe viel Zeit mit dem nächsten Atemzug in die Lunge zu kommen. Jetzt sagen die Minister, man soll sich nicht ins Gesicht fassen. Das wäre natürlich gut aber wer kann das schon, wenn es juckt. Besser ist schon eine Maske und das stetige Händewaschen. Ich, Krönchen, jedenfalls überstehe es nicht und werde in den Abfluss weggeschwemmt, wenn mir so was passiert.

Noch was, wenn ihr nießt, heißt es doch immer „Hand vor den Mund“. Das ist falsch. Wer in die Hand nießt, nießt seine Krönchen dorthin, wo sie an der Türklinke, in der Puppenstube oder am Tisch abgelegt werden. Deshalb nießt dorthin, wo ihr nichts ablegt: in ein Taschentuch oder wenn ihr es nicht habt, in den Ärmel, der gegenüber von eurem Ellenbogen ist. Das kann zwar ein bisschen ekelig sein, wenn der Rotz da jetzt hängt. Aber mit einem Taschentuch habt ihr das schnell bereinigt und die Eltern verstehen es auch.

27. Krönchens Abschiedsworte

So ihr lieben Kinder. Jetzt ist mir eine große Last heruntergefallen. Ich habe den Kindern jetzt erzählt, wie sie ihre Omas und Opas, die zu schwach sind, genügend Polizisten zu machen, schützen können, nämlich indem sie sich selber schützen. Ihr seid nämlich für Oma und Opa das größte Risiko. Werdet ihr krank, merkt man das oft nicht mal richtig, weil ihr genug Polizisten schafft. Ihr werdet gerne von Opa und Oma in den Arm genommen, ihr wollt sogar manchmal einen Kuss geben und Opa und Oma freuen sich sogar darüber.

Also wascht Euch die Hände, haltet Abstand zu allen anderen Menschen, zieht eine Maske an, hustet nie in die Richtung wo ein anderer Mund sein könnte. Dann schafft ihr Menschen es, uns klein zu halten, bis es gelingt, ein Krönchen zu machen, das zwar Polizisten schafft, dem Menschen aber nicht gefährlich ist. Bis dahin habt Geduld.

Ich bin froh, dass ich jetzt niemanden angesteckt habe und wenn ihr noch Fragen habt, dann kommt in diese Ecke. Vielleicht sind gerade Kinder von mir hier, die auch nicht mehr Omas und Opas befallen wollen.

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