Corona-Tagebuch 26. März China in der SZ: Respekt und Masken
Heute hatte ich die Vision, dass man die Toilettenpapierkrise wie in der Nachkriegszeit auf dem Plumsklo mit Zeitungspapier lösen könne. Der hate speech der China-Korrespondentin passt für diesen Zweck. Am 26.3. hat sie ungewollt mit einem neuen Artikel ihre Rolle in Beijing beschrieben: “Pekinger Propaganda-Virus“. Etwas anderes bekommen wir in der Süddeutschen Zeitung nicht aus Bejing. Wir nehmen ein anderes Beispiel von Lea Deuber, bevor wir die internationalen Argumente pro und contra Masken diskutieren.
Wir sind great, horrific, incredible, die anderen sind bad, not nice, unfair. Das muss man den Menschen einhämmern. Eins der täglichen Beispiele: „Mit Masken und Militärmaschinen“, so wird die Hilfe Chinas, Russlands und Kubas für Italien geschmäht. Der Chinateil von Lea Deuber ist überschrieben mit „Politisch gefärbt sind auch die Bande zu China“. Die Hilfslieferungen könne „sich eines Tages auszahlen für China. Dessen Firmen bauen am italienischen 5G Netz“. Die Versorgung mit Masken, für die in Europa und den USA niemand vorgesorgt hat, ist „eine regelrechte Maskendiplomatie“.
Was steht wirklich auf den chinesichen Spendenlieferungen?
China Daily hat die Sprüche veröffentlicht, mit dem staatliche und private (unentgeltliche) Spenden mit medizinischem Material bisher beschriftet wurden. Ich habe einige übersetzt.
- Deutschland: Berge bleiben wo sie sind, aber Menschen kommen zusammen. (dt. Sprichwort?)
- Afrika: Wenn Menschen entschlossen sind, können sie alles bewältigen. (Nelson Mandela)
- Malaysia: Wir besteigen den Hügel gemeinsam und kommen auch zusammen wieder ins Tal. (Malaiisches Sprichwort)
- Russland: Alles ist fließend, alles ist vergänglich. (Alexander Pushkin)
- Luxemburg: Wahre Freundschaft kennt keine Grenzen
- Thailand: Weil wir auf derselben Erde leben teilen wir auch dasselbe Ziel.
- Griechenland: Freundschaft hat nur eine Seele, die in zwei Körpern wohnt. (Aristoteles)
- Ungarn: A friend in need is a friend indeed. (Wirkliche Freunde trifft man in der Not)
- Schweiz: Wir unterstützen einander und handeln gemeinsam.
Masken für 5G
Huawei braucht keine Spenden, um Aufträge für 5G zu bekommen. Sie sind Technologieführer und haben die USA abgelöst. Selbst die Engländer trotzen Donald Trump bei 5G. Weiter geht es: China habe „als die Opferzahlen stiegen den Export von Masken gestoppt“ (Deutschland hatte ein Exportverbot in der EU verhängt, Chinas Produktion hatte sich virusbedingt halbiert). China ist der wichtigste Hersteller. „Trotzdem stocken die Lieferungen“. Doch weiter unten erfahren wir (von Mitautoren?) anderes. „Während die EU-Staaten nur zögerlich Hilfen untereinander zugesagt haben, hat China bereits Dutzende Länder beliefert. Spanien …, Pakistan …, Tschechien … die EU.“ China (aber) lasse sich viele Hilfslieferungen bezahlen. Das ist für HIlfslieferungen wohl eine Lüge. Als Beispiel wird weiter auf Alibaba gezeigt, der schon als Spionagekonzern gebrandmarkt ist. Doch der hat gar nicht selber geliefert. Es war dessen Foundation und zwar ging es nach Afrika. Doch wir finden schnell einesn US-Professor zur Bestätigung.
Kommunistischer Virus
„Die Kommunistische Partei will das Land sein, das die Welt rettete – nicht das Regime, dass Hunderttausende Menschen durch Versäumnisse krank machte.“ Auch der Virus ist vermutlich kommunistisch und chinesisch. Bei der WHO, mit der China von Anfang an zusammenarbeitete, liest sich das anders. Die kubanische Hilfe wird übertitelt: „Kuba verdient am Export von Ärzten“. Auch in Italien? ABer die Deutschen blockieren den Eurobond und setzen damit Italien der internationalen Spekulation aus. Dafür sind wir dann eine Demokratie.
Die Kritik an der EU trägt nicht die Handschrift von Frau Deuber. Letztlich ist die Message aber ebenso perfide. Wir sollten helfen, weil sonst China hilft. Damit haben wir im kalten Krieg die Entwicklungsländer in rechte Diktaturen getrireben. Jetzt solle man reagieren, um „rechten Politikern“ nicht das Feld zu überlassen.
Gestern Abend hat Angela Merkel mit Xi Jinping telefoniert. Was haben sie geredet? Hoffentlich hat sie ihm nicht die SZ vorgelesen. Kooperation sieht anders aus. Wir brauchen gegenseitigen Respekt und Anerkennung sowie Solidarität der Menschen (nicht der Systeme). Mediziner in Wuhan oder Köln überarbeiten sich nicht, weil sie kapitalistisch oder kommunistisch, sondern weil sie menschlich sind.
Wir werden bald frei sein
Es geht auch in der SZ anders. Das Interview von Mareen Linnartz mit einer deutschstämmigen Ärztin in Wuhan bringt Fakten und Erklärungen. Es hat den Titel “Wir werden bald frei sein” Die meinte damit nicht vom „kommunistischen Regime“, sondern vom Virus und der Quarantäne, deren Beachtung sie Deutschland dringend empfiehlt.
Masken – ja oder nein?
Ich trage eine Maske in der Öffentlichkeit. Meine Freundin brachte mir vor ein paar Wochen vor der Krise ein Paar von einer chinesischen Arbeitskollegin mit, die viele davon nach Hubei schicken wollte, die Post sie aber nicht nahm. Jetzt sagt ein Freund, dass ich sie dem Gesundheitssystem vorenthalte. Sie nütze mir ohnehin nichts. Das sei erwiesen. Auf der Straße schauen mich alle wie einen Aussätzigen an. Meine Kinder meinen, die Enkel hätten vor mir Angst, wenn sie mich so sähen.
Im Fernsehen sind alle im medizinischen Personal so ausgerüstet. Einige haben sich sogar Schals um den Mund gebunden, weil ihnen die Masken fehlen. Tatsache ist, das RKI und französische Virologen abgeraten haben. Aber warum? Weil sie nichts nützen oder weil es sie nicht gab? Inzwischen aber geben sie zu, dass es nichts schade und ein bißchen nützen könnte. In China ist der Erfolg auf einer strikten Maskenpflicht aufgebaut worden. Die konnten es sich leisten, sie stellen sie ja her. Wurden wir wie jetzt wieder in den USA oder vorher in Italien in die Irre geführt, weil man Panikkäufe verhindern wollte? Das wäre schändlich, weil der Kapitalismus nicht die einzige Distributionsform sein muss. Das zeigt inzwischen die zentrale Beschaffung durch die Bundesregierung.
Hier meine Argumente, warum wir uns alle mit Masken versorgen sollten, ob selbstgenäht, importiert, bei Trigema hergestellt oder von den Chinesen gekauft oder gespendet.
1. Die Masken sollen nicht von denen getragen werden, die damit besonders unbekümmert die Nähe potenziell Kranker aufsuchen. Sie sollen von den Kranken getragen werden, bevor sie anstecken. Dann, und das sagen auch die Mediziner, nützen sie. Doch wie bekomme ich sie ins Gesicht derjenigen, die ab morgen ansteckend sind? Die kennt keiner und auch die Tests können heute noch negativ sein. Also müssen alle sie tragen.
2. Kranke sind nicht nur Opfer, sondern auch Täter. Die Coronapartygänger haben den allgemeinen Egoismus in unserer Gesellschaft schon richtig kapiert. Jeder schütze sich, wie er kann. Das löst bisher die Probleme. Doch Corona ist anders. Jeder schütze seinen nächsten vor sich selber, so gut er kann. Nur das hilft allen und damit auch dem Krankstand.
3. Wer eine Maske trägt, wird permanent daran erinnert, dass wir in einer Epidemie leben. Ich kann krank sein und alle anstecken. Bei HIV haben wir die Kranken, die bewußt mit gesunden Geschlechtsverkehr hatten, ins Gefängnis geschickt. Vielleicht müssen wir denjenigen, die keine Maske tragen, ein Bußgeld androhen.
4. Wer eine Maske trägt, um den wird ein Bogen geschlagen, weil alle Menschen bei uns denken, es müsse sich um einen Kranken handeln, so wie bei einer Augenbinde oder einem Pflaster. (In Asien ist das anders. Da benutzt man schon immer den Mundschutz, wenn man selber infiziert ist.) An der Ampel oder vor der Drehtür warten die Menschen, bis ich gegangen bin, auf dem Fahrradweg gehen mir die Falschfahrer aus dem Weg. Das freut mich. Der Mindestabstand wird also gehalten. Man ist dauernd erinnert.
5. Mit Maske fühlt man sich sicherer. Die Presse schreibt, man sei dann leichtsinniger entsprechend der neo-liberalen Weisheit, dass jeder ohne Rücksicht auf Verluste immer alles tut, was ihm nützt. Doch wer sicher lebt, hat es leichter, an andere zu denken. Die Hungernden sind keine Hilfe. Maske zu tragen ist Ausdruck der Sorge um andere.
6. Wir brauchen alle Masken für das medizinische Personal. 5,7 Mio Menschen arbeiten im Gesundheitswesen. Ca. 1,3 Mio sind relevant für Corona. Täglich produziert eine Fabrik in Wuhan 90 Mio Masken. Masken sind wiederverwendbar, wenn man sie täglich trocknet. Zudem brauchen die Mediziner bessere als wir. Schließlich gibt es inzwischen massenhaft Anleitungen im Netz, sie sich selber zu nähen mit auswechselbaren Einlagen. Wenn der Staat das Gesundheitssystem versorgt, kann er einkaufen, produzieren, anordnen, konfizieren etc. Was mit Aktienpaketen gemacht wird, sollte auch für Mundschutz (Kosten 19 c pro Stück) möglich sein. Das wirtschaftliche Argument ist lächerlich.